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Der Renegat
Boris Altschüler
Der Renegat - Roman
Verlag Aschkenas
Saarbrücken 2001
398 Seiten, € 22,96
ISBN 3-9807274-1-6
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Spion zwischen Verrat und Mystik
Gibt
es Gemeinsamkeiten zwischen dem Beruf eines sowjetischen Spions und der
jüdischen Mystik, der Kabbala, zwischen dem dreckigen Job eines
illegalen Residenten und der Figur des jüdischen Mystikers und Rebellen
des 17. Jahrhunderts Schabtaj Zwi? Was ist überhaupt die jüdische
Identität?
»Der
Renegat«, der neue Roman von Boris Altschüler erzählt in einer
atemberaubenden Montage die Geschichte Schabtaj Rabinowitschs, eines
sowjetischen KGB-Spions jüdischer Herkunft, der mit der
Auswanderungswelle zu Beginn der siebziger Jahre aus der Sowjetunion in
den Westen geschickt wird. Der Autor beschreibt den sowjetischen
Schlapphut als Manager in einem international operierenden
Wirtschaftsimperium, wo unser Agentenführer als Diamanten- und
Elektronikhändler mitmischt.
Sein
Lebensweg ist nicht nur ein spannender Thriller, in dem es um
Geheimdienste, um die globalen Aktivitäten des KGB und der sowjetischen
Militärspionage GRU einerseits, und des BND und des israelischen MOSSAD
anderseits geht - die spionagebedingte Spaltung seines Lebens teilt
letztendlich auch sein Bewusstsein und führt zu einem tiefen inneren
Konflikt über die eigene national-religiöse und ethnische Identität.
Aus dem Roman »Der Renegat« von Boris Altschüler
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Amazon.de Kundenrezensionen
Durchschnittliche Kundenbewertung:
1 von 1 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich:
Empfehlenswerter Roman, mit einem epithetischen Ende, 25. November 2001
Rezensentin/Rezensent: Henning Tollkühn
Boris Altschüler`s Roman dreht sich um das Leben des KGB-Agenten
Schabtaj Rabinowitsch oder Genosse Schurik, wie er mit Codenamen
genannt wird.
Während
seiner Armeezeit wird der junge Rabinowitsch zu einer Spezialausbildung
nach Moskau gebracht und zum Agenten ausgebildet. Selbstverständlich
darf er mit niemandem über seine neue Tätigkeit sprechen.
Er
wird sowohl zum Diamantenhändler, als auch zu einem religiös
bewanderten kalballainteressiertem jüdischen Kaufmann geschult, um in
der Zukunft in Israel als Auslandsagent tätig zu werden.
Sein
Agentenleben führt in zu vielen Bekanntschaften, die festeste Bindung
hat er zu seinem Armeekumpanen Grigori Tschatschkes, die auch bis zum
Ende hin bleibt. Die meisten anderen Bekanntschaften sind nicht von
langer Dauer.
Der Roman beschreibt in vielen Facetten das
Leben dieses Mannes und hat im Hintergrund noch viele geschichtliche
Informationen zu bieten. Stellenweise wird die Spannung durch
übermäßige geschichtliche Daten und dazugehörige Namen vollkommen
abgebaut.
Auch das Leben Schabtaj Zwi`s spielt nebenher
eine Rolle, ein direkter Zusammenhang zwischen den beiden Schabtaj`s
wird nicht deutlich ersichtlich.
Boris Altschüler scheint
einen enormen Einblick in die Arbeitsweisen des KGB`s gehabt zu haben,
da der Roman so authentisch geschrieben ist, dass an einigen Punkten in
der Erzählung nicht mehr zwischen Fiktion und Wirklichkeit
unterschieden werden kann. Manches Mal wirkt der Roman in seiner Art
wie ein echtes Sachbuch. Der Renegat ist alles in allem ein gut
gelungenes Buch mit diversen Höhen und Tiefen. Geschichten werden
geschickt in die Hauptgeschichte mit eingewebt und ergeben letztendlich
ein interessant zu lesendes Stück.
Ehrlich gesagt habe ich mir zwischendurch die Frage gestellt, ob B.
Altschüler aufgrund der Authentizität gar selbst als KGB-Agent tätig
gewesen ist. Es bereitet Spaß, dieses Werk zu lesen. Passagenweise ist
das Buch sehr mitreißend und fesselnd, doch nicht immer. Manches mal
schleppt es sich nur voran. Es bleibt ein empfehlenswerter Roman, der,
wenn man durchhält, mit einem epithetischen Ende belohnt wird.
Der Renegat
von Boris Altschüler ist eines der wenigen Bücher, die Analyse und Synthese in hervorragender Art und Weise verbinden.
Hier wird mit aller Deutlichkeit ein Leben dargestellt, das sich zwischen "Vorwärts im Sozialismus" und "Zurück zum Judentum" entscheiden soll. Das menschliche Verhalten werden wenige, die nur im Westen gelebt haben, begreifen können. Die Pogrome und die Schoah im Herzen und im Gedächtnis, agierend auch für sich persönlich, bleibt den Romanpersonen oft keine große Wahl im Leben.
Es gibt einen moralischen Standpunkt, aber die Personen im Roman zu verurteilen oder sie zu denunzieren und sei es auch nur mit ethischen Begriffen, vermag und will ich nicht. Zwischen Traum und Wirklichkeit wird hier der menschliche Aspekt des Lebens deutlich. Ein vielfaches an Wissen wird vermittelt. Hinter den Kulissen wird im Roman deutlich: Viele wirklich wichtige Dinge bleiben verborgen, machen aber den Roman gerade deshalb zu einem Zeitdokument das uns ein Stück Aufklärung liefert.
Hans Michael Wittkowski
Berlin, 18.06.2011
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