Die Aschkenasim –
Außergewöhnliche Geschichte der europäischen Juden
Ist eine hervorragende und wissenschaftlich fundierte grundsätzliche Berichterstattung unseres europäischen Herkommens und der kulturellen Glanzleistung der "verschollenen" 10 Stämme Israels. Der Erfindung des Nationalistischen und Rassistischen und seiner angeblichen Beweise wird eine Abfuhr erteilt, wie sie sich in einem so fundamentalen Aussagewert gehört. Die Verschiedenheit in einer Pluralität, wie sie weltweit zu finden ist, zeigt die typische jüdische Auffassung, die Welt in seiner Vielheit und in seiner Einheit nicht zu verleugnen, auf die uralten Grundlagen, wie Ethik und Philosophie, Recht und Kultur stringent hin-zuweisen, weil erst dies ein menschliches und wohlgefälliges Leben möglich macht.
Die Zusammenfassung am Anfang des Buches zu stellen, macht den Leser neugierig, die Einzelheiten im Detail zu erfahren. Hier ist ein Wurf gelungen, der seines Gleichen bis dato nicht hat. Jedem, der sich auf historische, wissenschaftliche Suche begeben will, sei dieses gute Buch anempfohlen. Für mich ist das Lesen und Begreifen im Buch sehr oft interessanter wie ein Abenteuerroman oder ein Krimi.
Michael Wittkowski
Von
Palästina bis nach Deutschland:
Ein erfundenes Paradies
Zum
Buch "Vertreibung aus dem Paradies" von Halima Alaiyan, Ullstein Heyne
Verlag 2003
Von Boris
Altschüler
Mehrere
Bücher über die Situation der muslimischen Frauen in Deutschland
erschienen in der letzten Zeit und lösten reges Interesse der
Öffentlichkeit aus. Manche dieser Bücher sind Verkaufsschlager, z.B.
"Erstickt an euren Lügen" von Ynci Y. oder "Ich klage an" von Ayaan
Hirsi Ali (beide erschienen bei Piper). Frau Ali. eine Abgeordnete des
holländischen Parlaments ist zusammen mit dem von islamistischen
Fundamentalisten ermordeten Regisseur Theo van Gogh eine der Mitautoren
des Films "Submission", der auch die Frauenfrage in der islamischen
Welt thematisiert. Auch das Buch von Halima Alaiyan reiht sich in diese
feministischen Nischen ein.
Frau Dr. med. Halima
Alaiyan hat in Deutschland eine bemerkenswerte Karriere gemacht. Sie
ist Fachärztin für Orthopädie in Saarbrücken und arbeitet dort in
eigener Privatpraxis. Offensichtlich nicht ganz ausgefüllt setzte sie
sich an den Computer um publizistisch die tragische Geschichte ihrer
selbst und, vor allem, des gepeinigten palästinensischen Volkes zu
bearbeiten. Ihr Buch bekam im Internet eine gute Lesernote, es folgte
eine Paperbackausgabe, jetzt gibt es dieses Buch auch als Hör-CD.
Weiterhin gründete sie eine eigene Stiftung, wohin die Erlöse des
Buches und der CDs fließen, und sammelt dort Geld um palästinensischen
und israelischen Kindern Ferien in Deutschland zu ermöglichen. Ihre
Tätigkeit wird von Oskar Lafontaine, dem Minister-Präsidenten des
Saarlandes Peter Müller und in letzter Zeit auch angeblich von
luxemburgischen Politiker und Stiftungen unterstützt.
Das Buch besteht aus
mehreren Strängen. Der Wichtigste davon ist die Lebensgeschichte eines
tapferen arabischen Mädchens, das in Ägypten aufwuchs, als Teenager mit
einem Cousin verheiratet wurde und in Gaza seine Kinder zur Welt
brachte. Später ging sie mit ihrem Mann nach Saudi Arabien und dann
nach Deutschland, wohin ihr letztendlich die drei Kinder folgten. Ihr
Mann studierte Medizin in Homburg und wurde Arzt, sie musste für das
Auskommen der Familie sorgen, anfangs sogar als Putzfrau. In
Deutschland machte sie eine Ausbildung zur MT-Assistentin, begann
selbst Medizin zu studieren und Dank der eigenen Talente,
Zielstrebigkeit und der Hilfe vieler deutschen Freunde, wurde sie
Ärztin, Dr. med. und Feministin. Ihr Sohn litt an einer schweren Form
der Blutkrankheit Thalassämie, wurde in Gaza, später offensichtlich in
Israel ("bei den Juden am Meer") und zuletzt in Deutschland behandelt
und starb. Sie selbst zahlte einen hohen Preis für ihr wachsendes
weibliches Selbstbewusstsein und entfernte sich im Laufe ihres schweren
Schicksals durch viele räumliche Trennungen von den Töchtern. Der Tod
ihres Sohnes löste einen Schmerz aus, den sie bis heute noch nicht
überwinden kann. Die Handlung des Buches verläuft in Israel, im
Gaza-Streifen, in Ägypten, Saudi Arabien, Deutschland und im Irak.
Laut ihrer
Lebensgeschichte wuchs die Autorin sehr umsorgt im Dorf eines Paschas
südlich von Kairo auf. Es war eine Kindheit und Jugend in einer
patriarchalischen Großfamilie: der strenge aber liebe und gerechte
Vater verdrosch die Mutter, das Nachbarnmädchen wurde beschnitten,
Männer durften alles, Frauen durften nichts. Ihr späterer Mann, den sie
als Teenager ehelichte, zog meistens um die Häuser, spielte Karten,
lungerte in den Kneipen herum, stellte den deutschen Frauen nach und
entpuppte sich als Nichtsnutz. Außerdem verging er sich in Deutschland
an seiner eigener Tochter, war zeitweise verdächtigt irgendwie im
Terrornetz um das Massaker von israelischen Athleten 1972 bei der
Münchener Olympiade verwickelt zu sein, bedrohte seine Frau mit der
Pistole und so weiter. Man muss hier der Autorin für ihre ungewöhnlich
offenen Darstellungen des patriarchalischen Familien-Innenlebens und
für ihren Mut Respekt zollen. Ein unendliches Leid, eine unglückliche
Ehe, ein schwer kranker Sohn, der als heranwachsender Junge starb, -
aber die Schuld und Verantwortung dafür trägt nicht die verknöcherte
frauenfeindliche Gesellschaft, sondern tragen als Obsession nur die
Juden, die sie aus Palästina vertrieben und darum absolut für alles
Schlechte in ihrem Leben verantwortlich sind.
Die europäische und
jüdische Geschichte betrachtet Frau Alaiyan sehr subjektiv durch die
Brille der Ideologie des arabischen (National-) Sozialismus, eines
Präsidenten Nasser, auch als Nasserismus bekannt, und der Koranschule.
Durch eine wenig subtile Art erklärt die Autorin fantasievoll, sehr
eigenwillig und frei von allen Überlegungen die jüdische Geschichte,
die Geschichte Palästinas, die Weltgeschichte und alle Weltprobleme,
die natürlich mit den Intrigen von einflussreichen oder einfach reichen
Juden in der ganzen Welt zu tun haben. Auch als sie anfangs in Homburg
Treppen putzen musste, waren die verdammten Juden daran schuld. Es ist
ein ziemlich langweiliger und schwerfälliger orientalischer
Propaganda-Roman, eine Schnulze mit stellenweise ungewöhnlich offenem
Einblick ins eigene Privatleben, unbändigem Judenhass und unzähligen
bitterernsten Fragen und Antworten als Dialogen, - kein Lächeln, keine
Anekdote, keine Pointe.
Die Tunnel-Sichtweise
von Frau Alaiyan ist außer der relativ fortschrittlichen Auffassung des
Kampfes für die Rechte der Frauen, eine stramm nationalistische,
verpackt in das Herz-Schmerz- und Geschwafelgerede von Menschenrechten,
die man gerne für sich in Anspruch nimmt und den anderen verweigert.
Diese sehr reduzierte und hasserfüllte Sichtweise reiht sich lückenlos
an die militante Propaganda einer Hanan Aschrawi oder in das Schulfach
Dschihad in den Lehrbücher der Zweitklässler in der palästinensischen
Autonomie ein. Und leider hat Frau Alaiyan überhaupt keine Ahnung vom
Reform-Islam oder von der Exegese und den Arbeiten solcher europäischen
Islam-Wissenschaftler wie Professor Bassam Tibi.
Das wichtigste
Leitmotiv des Buches ist darum ein unbändiger Antisemitismus und
Antiisraelismus. Als Schehrazade bedient sich Dr. Alaiyan hier einer
uralten Methode: sie erzählt Märchen, verfälscht die Geschichte und
nutzt antisemitische Klischees. Obwohl sie 1948 offensichtlich nicht im
Lande geboren wurde, sondern wahrscheinlich wie der unlängst
verstorbene Präsident der Palästinensischer Autonomie Arafat in
Ägypten, dokumentiert sie als Zeitzeugin sehr dramatisch und
unfreiwillig komisch ihre eigene Geburt während des israelischen
Unabhängigkeitkrieges 1948. Damals nahm sie als mutige Neugeborene(!?)
zusammen mit ihrer ebenfalls tapferen Familie und den braven
ägyptischen Soldaten in den Kriegsgräbern bei Jaffo an einem blutigen
Kampf gegen die israelische Übermacht von Flugzeugen und Panzern teil.
Oskar Lafontaine, ehemaliger Minister-Präsident des Saarlandes, wo sie
all diese Jahre zu Hause war und der ein Nachwort schrieb, ist
vorsichtiger. Nach Lafontaine stammen die Geschwister und Eltern der
Autorin aus dem Dorf Ibdis bei Jaffo, keine Rede von der Autorin
selbst. Die weiteren Erinnerungen lassen erahnen, dass von elterlicher
Seite eigentlich nur der Vater der Autorin ein gebürtiger Palästinenser
war.
Dass
Israel nach der Unabhängigkeitserklärung trotz der Annerkennung des
UN-Teilungs-Plans Palästinas von 1947 von den arabischen Nachbarn
angegriffen wurde und in einem blutigen Kampf seine Unabhängigkeit und
Existenz verteidigen mussten, entging Frau Alaiyan. Genau so entging
ihr auch die Tatsache, dass die Palästinenser während dieses Krieges
von sämtlichen arabischen Radiosendern zur Flucht aufgefordert wurden,
um die Juden bequemer ins Meer werfen zu können. Es hat damals noch
nicht ganz geklappt: etwa 700 Tausend Araber verließen daraufhin das
Land und über 900 Tausend Juden wurden aus den arabischen Ländern nach
Israel vertrieben. Es kam also zu einem Bevölkerungsaustausch, der von
der arabischen Welt nie anerkannt wurde. Die vielen Bänder mit
Aufzeichnungen von Aufrufen der arabischen Radiostationen an die
Palästinenser liegen noch heute in den Archiven der UNO.
Vor
allem rühren in ihrem platten propagandistischen Stück die angeblichen
Beschreibungen der Ausschweifungen der bluttriefenden israelischer
Soldateska, die sie selbst zwar nicht erlebte, aber von denen sie vom
Hörensagen Bescheid weiß. So metzeln in ihrem Buch die Israelis mit
Vorliebe arabische Kinder nieder, der Familie von Frau Alaiyan stahlen
diese Schurken das Geld und raubten ihren Kindern goldene Kettchen und
Armreifen. Die blumige und blutige Beschreibungsorgie der modernen
Auflagen der mittelalterlichen Blutanschuldigungen an den Juden
steigert sich unablässig zu immer neuen publizistischen Hassfantasien
und -höhen. Nur solche anständigen und gütigen Menschen und Politiker,
wie der Kriegstreiber und damaligen Präsident von Ägypten, Gamal Abdel
Nasser, oder später der Terrorist, Massenmörder und Nobelpreisträger
Jasser Arafat, retteten die arabische Nation.
Auch
in der publizistisch-historischen Untermauerung nimmt es Frau Alaiyan
nicht so genau mit der Wahrheit. In der von ihr dozierten Geschichte,
zum Beispiel in der Zeittafel am Ende des Buches, verlegt die Autorin
den Jom-Kippur-Krieg schon mal auf das Jahr 1987(!) anstelle 1973; im
Text des Buches wird dieser Krieg schon mal auf 1972 verlegt, viele
historische Fakten wurden verdreht, verfälscht usw. Es gibt viele
solcher Ungenauigkeiten. Kein Wort z.B. davon, dass schon bei der
Volkszählung 1871 Juden das Gros der Stadtbevölkerung Jerusalems
bildeten. Obwohl Frau Alaiyan sich selbst zu den moderaten
Deutsch-Palästinenserinnen zählt und schon das Gedenkzentrum des KZs
Mauthausen besucht hat, fiel in ihrem Buch kein Wort über den
arabischen Nazismus. Und das ist seltsam, weil er früher und heute eine
sehr große Rolle im nahöstlichen Konflikt spielt.
Kein
anderer als der Mufti von Jerusalem, Amin Al-Husseini, begann in den
30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts den Flirt mit dem Nazismus und
bat Hitler um finanziellen Unterstützung seines bewaffneten Kampfes
gegen die Juden. Er führte in seinen Einheiten den Hitlergruss ein, der
bis heute im Nahen Osten als eine Art Markenzeichen des arabischen
Faschismus seine Existenz beibehielt. 1936-1939 führte die Armee
Al-Husseinis unzählige Terrorakte durch und tötete 415 Juden, einige
tausend Menschen erlitten schwere Verletzungen. Später gab er zu, dass
ohne die Hilfe Nazi-Deutschlands diese terroristischen Attacken
spätestens 1937 abgewehrt worden wären. 1942 versuchte er einen
misslungenen Umsturz in Bagdad, floh nach Nazi-Deutschland, wo er bis
zum Ende des Krieges blieb. Dort nahm er aktiv teil an der Anwerbung
und Organisation von moslemischen SS-Einheiten der Wehrmacht, vor allem
die der Bosniaken. Al-Husseini und seine Verbündeten beteiligten sich
aktiv am Holocaust und träumten vom Bau eines riesigen Todes-KZs für
die Juden nach dem erwarteten Sieg der Nazis in der uralten Hauptstadt
der Israeliten in Samaria, Nablus (Sichem) nach dem Beispiel von
Auschwitz. In dem Buch von Frau Alaiyan werden diese frühen Attacken
des arabischen Faschismus ohne jeglichen Bezug zur historischen
Wahrheit lediglich als unschuldiger, legitimer bewaffneter Widerstand
dargestellt.
Ihren
selbst auferlegten Auftrag vergisst die dreifache energische Mutter
nie, auch als sie heroisch nach Räuberpistolengeschichten als Touristin
an dem von Panzern strotzenden israelischen Flughafen Ben Gurion
landet. Sie kam nach Israel um das Dorf ihrer Eltern neben Jaffo zu
finden, das sie als neugeborenes Baby verteidigt hatte. Einen
Unterschlupf findet sie während dieser Reise bei dem weltoffenen und
toleranten deutsch-israelischen Paar Linda und Rafael. Sie genießt
deren Gastfreundschaft und deren Hilfe bei der Suche nach dem ominösen
Dorf, das längst von der Karte verschwunden ist. All das hindert sie
nicht ihren Gastgebern lächelnd ins Gesicht zu werfen: "Ich plaudere
gerade mit meinen Feinden".
So
sieht das Paradies einer Halima Alaiyan aus: nach Tel Aviv und
Jerusalem, New York, Beslan, Istanbul, Madrid und London demnächst in
der ganzen Welt. Wo ist da die moderate Deutsch-Palästinenserin und
Friedensaktivistin geblieben, für die sie sich selbst ausgibt und von
denen wir so viele bräuchten? Und wo gibt es überhaupt ein einziges
Wort Kritik an den eigenen Leuten und besonders am islamistischen
Terror?
Was
aber machten der Verlag, die Lektoren, Redakteure, Sponsoren und
Sympathisanten dieses Buches? Wer hat überhaupt dieses Machwerk
gelesen? Oder waren alle ahnungslos, wurden von viel Sympathie und
Geschwafel narkotisiert und fielen ins Koma? Zum Glück wurden die
"Protokollen der Weisen von Zion", die neulich während der Frankfurter
Buchmesse von der Arabischen Liga, besonders von den palästinensischen
und anderen Medien-Propagandisten unablässig präsentiert wurden, nicht
als Quelle angeführt.
Die
Deutschen halfen der charmanten Frau Alaiyan, die es mit der Wahrheit
und politischer Korrektheit nicht so genau nimmt und sich
Peinlichkeiten erlaubt. Auf der Web-Seite ihrer Stiftung erzählt sie
über ihrer Oberarzttätigkeit an der Uni-Klinik Homburg, in der
Roman-Biographie ist davon keine Rede; die deutsche Politikerin und
ehemalige Bundestagpräsidentin Frau Rita Süßmut ernennt sie einfach zur
Bundespräsidentin, ihre politologische Ausführungen stammen von den
hasserfüllten Webseiten der Islamisten usw. Alles für einen guten
Zweck: für den Frieden oder für das was man unter solch hehrem
"Frieden" - dem "Salam" und keinem "Schalom" verstehen sollte – die
Herrschaft über die ganze Welt oder als Anfang nur über
Gesamt-Palästina und über das ausradierte Israel. Und am Ende des
Buches wohl auch mit den friedlichen Mittel eines Mahatma Gandhis: alle
sollen sich in weißen Gewänder (wahrscheinlich in die beduinischen
Dschalabijas und Palitücher) auf dem Marsch nach Bethlehem und
Jerusalem einstimmen und dann müsste es schon klappen.
Heute
spricht man von 20-30 Millionen Moslems in Europa. Bedeutet es, dass
wir von diesen Mehrheitsverhältnissen kapitulieren und die Minderheiten
nicht mehr schützen sollten? Bedeutet es einen Verzicht auf das
Existenzrecht des Staates Israel? Man kann sagen, dass das schnulzige
Buch von Frau Alaiyan von Unreife, Naivität, Aggressivität, Langeweile
und schlecht verpackten arabischen Nationalismus, durchgemachter und
eingeprägter Gehirnwäsche nur so strotzt. Der Palästina-Konflikt ist
kein Grund für die weltweiten Attacken des islamistischen Terrorismus,
bestenfalls ein Vorwand. Im Nachwort spricht auch Oskar Lafontaine von
der Vertreibung der Palästinenser. Auch er bedient sich der
Zeitgeistsprache und im gleichem Ton erklärt er undifferenziert, dass
die "...Menschen werden hingerichtet und Häuser zerstört". Es ist heute
leider eine Sprache, die sich längst in den deutschen Medien als
"Ausgleich" etablierte. Dr. Alaiyan fand mit ihren schwulstigen
Lesungen Gehör in mehreren Landesparlamenten und bei vielen Politikern,
ihre im Internet veröffentlichten Treffen- und Diskussionsabläufe
ähneln denen von schwer beschäftigten Managern. Obwohl die paar Seiten
des Nachworts von Lafontaine das gesamte Werk von Halima Alaiyan bei
weitem übertreffen, bleibt die Frage: aus welchem erfundenen Paradies
und in welche verdammte Hölle der Anstachelung zum Völkerhass treibt
uns die Autorin?
hagalil.com
27-11-2005
Von der Erfindung des Selbsthasses
Zu JZ 08/2008: «Wann und wie das jüdische Volk erfunden wurde»
Die schwierige politische Situation in Israel treibt immer neue seltsame Blüten innerhalb des Landes, aber auch unter den vor allem linken, jüdischen Intellektuellen in Ausland. Das Linkssein dieser «neuen» Marxisten und Revisionisten besteht vor allem in einer altbackenen, rücksichtslosen Kritik an allem, was mit dem Staat Israel, mit dem eigenem Volk und seiner Geschichte zu tun hat. Wir kennen solche merkwürdigen Ausbrüche von jüdischen Intellektuellen in der Vergangenheit zu Genüge. Viele jüdische Sozialisten und Kommunisten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts behaupteten angesichts der aufkommenden europäischen Reaktion des Faschismus und Nationalsozialismus, dass das jüdische Volk nicht existent sei, und sahen den einzigen Ausweg in einer Massenassimilation. Das neue Buch des israelischen Professors Sand «Wann und wie wurde das jüdische Volk erfunden? » platziert sich problemlos in diese Ecke.
Die Juden haben sich immer wieder massiv vermischt. Davon spricht schon die Genealogie des Stammes Juda in der Thora und die Geschichten der biblischen Könige. In Europa waren es zum Beispiel die Vermischungen mit den Völkern mongolider Ethnien aus Zentralasien und dem Altai, die sich später das verbrämte hebräisch-kanaanitische Ethnonym «Turken» zulegten. Dies passierte zwischen Dnjestr und Wolga im Chasarischen und in Mitteleuropa im Karpatenbecken, im Awarischen Kaganat. Viele alte europäische und jüdische Friedhöfe beherbergen Gräber mit dem Hinweis «Ger», Proselyt, und dem Patronym «Sohn Abrahams». Eine spezielle Untersuchung von Skeletten aus dem 14. Jahrhundert auf dem jüdischen Friedhof in Basel ergab zwei verschiedene Rasse-Typen.
Die genetischen Untersuchungen, von denen Sand so wenig hält, sind moderne und präzise Methoden. Das jüdische Gen «CMH», «Cohanim Modal Haplotyp», mit den spezifischen Y- Chromosom-Markern, besonders dem «R1a1 NRY», konnte man auch bei den Griechen, Armeniern, Georgiern, Italienern, Kurden, Arabern, Franzosen, Deutschen, Sorben aus der Lausitz und Weißrussen feststellen, ferner bei den Bantu sprechenden schwarzhäutigen Lembas in Simbabwe und Südafrika, sowie bei den Bene, auch Bnej, in Israel und Shing Long in Indien, den Wolga-Tataren, bei Kosaken an der Wolga, Don, Kuban, Dnjepr und um den Aralsee. Überdurchschnittlich hoch waren diese Werte bei den Kurden, was wahrscheinlich noch an die archaischen, vor-indoeuropäischen Zeiten anknüpft. Die breite Streuung dieser und anderer Gene hat viel mit den Wanderungen und dem «Verschwinden» der zehn «verschollenen» Stämme Israels zu tun. Auch einige der Beduinenstämme in Israel gehören zu den Nachfahren der islamisierten Israeliten. Etwa 60 Prozent der 650.000 palästinensischen Flüchtlinge, nach anderen Angaben etwa um 400.000 Menschen, gehörten Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts zu den Einwanderern der ersten Generation in Eretz Israel.
Das das Judentum folglich zu wichtigen Teilen aus Konvertiten, Proselyten und deren Nachkommen besteht, ist also eine ganz große «Entdeckung» von Schlomo Sand. Die seriösen Historiker und Publizisten wussten dies schon lange und da bedarf es keiner Provokation. Das Judentum Deutschlands definierte sich vor dem Zweiten Weltkrieg als «Kulturvolk », was ein sehr weiter Begriff ist. Die jüdische Liturgie bestimmte die jüdische und die christliche Musik inklusive der gregorianischen Choräle, katholischen und griechischorthodoxen Hymnen. Die jüdische Kunst, die Witze und die jüdische Küche begeistern die Welt. Die Juden waren Pioniere der Kinoindustrie und gründeten Hollywood. Viele jüdische Sportler in der ganzen Welt schrieben durch ihre Erfolge goldene Seiten in die Geschichte ihrer Länder. Die fragwürdige These Sands über die fehlende jüdische Kultur kann man einfach nicht ernst nehmen.
Das neue revisionistische Buch Schlomo Sands wirft wieder alte Fragen der ethnoreligiösen Ethnogenese des Volkes der Juden auf, auf die es schon längst Antworten gibt. Die über 3.300 Jahre alte Geschichte des Juden müsste einfach als Argument ausreichen.
Boris Altschüler, Berlin
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